Dienstag, 12. Juli 2011

Die Südgruppe im Everstorfer Forst

„Unter den Gräbern unserer Gruppe befinden sich vier Typen: Ein Urdolmen, ein erweiterter Dolmen, ein Großdolmen und zwei Ganggräber. Bis auf das Hünenbett ohne Grabkammer sind also sämtliche bisher bekannt gewordenen Megalithgrabformen unseres Gebietes vertreten. Die Gräber liegen so dicht zusammen, daß sie zweifellos von den Bewohnern einer Siedlung errichtet wurden.“
Die Gräber Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 4 liegen südlich der Bundesstraße 105, die Nr. 3 und die Nr. 5 nördlich der Straße, aber alle fünf liegen nahe beieinander.
Die Texte aus dem Katalog  "4 000 jährige Gräber im Everstorfer Forst" vom Ausgräber Prof. Schuldt sind in Anführungszeichen gesetzt.
Über die Ausgrabungen Everstorf Nord demnächst etwas. Bisher zu finden unter
www.blogigo.de/Megalithkultur auf den Seiten Steine, Steine, Steine, Archiv Juni 2010

Grab Nr. 1 (313)

„ … ein rechteckiges Hünenbett von 22 m Länge, das von Norden nach Süden ausgerichtet und mit zahlreichen Blöcken umstellt ist. In der Mitte des 3 m breiten Bettes ist die kleine Kammer eines Urdolmens eingelassen. Sie steht etwas schräg und ist fast ganz in den anstehenden Boden eingegraben.
Auf der mit Rotsandsteinplatten ausgelegten und und ebenfalls unterteilten 2 m langen und 0,8 m breiten Diele wurden die zusammengelegten Gebeine von zwei Bestatteten angetroffen, die anscheinend nicht gleichzeitig beigesetzt wurden, da der Füllboden der Kammer auffallend verschieden war.“
Im Vordergrund Grab Nr. 1, links oben Grab Nr.2 der "Teufelsbackofen", Foto Klaus Nitsche
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Grab Nr. 2 (312)

Das ist der sogenannte Teufelsbackofen. Einer von vielen in ganz Deutschland.
„Nur knapp 10 m von dem Hünenbett mit dem Urdolmen entfernt liegt in einem runden Hügel, der in Abständen mit größeren Blöcken umstellt ist, ein erweiterter Dolmen, der von Osten nach Westen orientiert ist. Die 1,8 x 2,5 m große Kammer wurde an den Langseiten aus je zwei Wandsteinen und im Westen aus einem Schlußstein zusammengestellt und mit zwei Decksteinen versehen .Der Eingang befand sich am Ostende.
Die runde Einfassung eines Großsteingrabes beobachteten wir bei unseren Ausgrabungen hier zum ersten Mal, in Schleswig-Holstein und besonders in Dänemark ist sie dagegen recht häufig.Die heute weitgehend freistehende Kammer, die ursprünglich wohl bis an die Decksteine im Hügel stand, wurde bereits vor langer Zeit größtenteils ausgeräumt. Trotzdem kamen noch zahlreiche Beigaben zutage, die aber wohl sämtlich zu Nachbestattungen gehörten, von denen allerdings nur wenige Gebeinteile erhalten blieben.“
„Nach Abschluß der Untersuchung wurde das Grab restauriert und dabei die Blöcke der Einfassung aufgerichtet und das zusammengefallene östliche Joch der Kammer wieder aufgestellt.“

Grab Nr. 3 (314)

„Am Südhang eines ausgeprägten Wallbergzuges liegt knapp 100 m von der Fernverkehrsstraße 105 .. entfernt ein seit langem bekanntes Großsteingrab (Ganggrab). Es wurde bereits 1927 von Prof. R. Beltz teilweise ausgegraben und 1936 restauriert. Eine Nachuntersuchung wurde erforderlich, da kein Grabungsplan existierte und der Zugang in die Grabkammer nicht bekannt war.“

Zugang zur Grabkammer, Foto Klaus Nitsche
„Von Süden führt ein 2,5 m langer, 0,6 m breiter und 0,8 m hoher Gang in die Kammer, von dem die Decksteine fehlten. Die Kammer ist 8,2 m lang und aus sechs Jochen zusammengestellt, von denen aber nur noch das östliche und westliche intakt sind, da von den übrigen die Decksteine fehlen.Das Ostende ist mit einem, das Westende mit zwei Schlußsteinen zugesetzt.“
Inzwischen ist der Wald um das Grab herum dicht und hoch geworden
„Große Kammer in kleinem Bett“

In diesem Grab wurden zahlreiche Funde gemacht.
 
„Becher der Einzelgrabkultur“, Foto Klaus Nitsche

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Grab Nr. 4 (311)

Das größte Grab Mecklenburgs, der „Riesenberg“. Da drängt sich schon der Vergleich mit den Gräbern der Bretagne und Südenglands auf. Und die Frage: warum? „Tempel der Ahnen“ nennt der Fotograf Johannes Groht die Megalithbauten in Norddeutschland. So auch der Titel seines Buches aus dem Jahre 2005.
Dieses Grab nimmt einen großen Teil im Katalog „4000 jährige Gräber im Everstorfer Forst“ ein, sowohl was den Text als auch was die Bilder betrifft.
„Dicht an der Fernverkehrsstraße 105 … liegt im flachen Gelände in einem gemischten Waldbestand ein 2 m hohes, 40 m langes und 10 m breites Hünenbett, das nicht zu unrecht als das eindrucksvollste und größte unseres Landes bezeichnet wird. Es ist mit 50 mächtigen Blöcken umstellt, die zum großen Teil übermannshoch sind, und im Ostende steht eine ursprünglich mit fünf Decksteinen versehene Grabkammer.“

„In dem von Osten nach Westen ausgerichteten und etwa 2,0 m hoch aufgeschütteten Bett steht am Ostende in gleicher Richtung eine 7,2 m lange Kammer, die aus fünf Jochen zusammengestellt ist, von denen vier noch intakt sind und lediglich von einem der Deckstein fehlt. Sie ist am Ostende 1,7 m und am Westende 2,4 m breit und zwischen 1,4 und 1,6 m hoch. Die mit kleinen Rollsteinen gepflasterte Diele der Kammer ist durch Rotsandsteinplatten in fünf Quartiere unterteilt. … Die Kammer konnte von Süden her durch einen Gang betreten werden, der durch Lücken zwischen den zweiten und dritten Blöcken der Einfassung und der Wandsteine hineinführte.“

Hier gibts einige Bilder zu Grab 4 (311), zurück zum Blog über Zurück-Pfeil links oben

Grab Nr. 4 (311) Die Ausgrabungen

„Das Megalithgrab ist seit langem bekannt, und seine Ausgrabung erfolgte bereits 1908, ohne daß Funde bekannt wurden. Der Verfasser entschloß sich trotzdem zu einer eingehenden Untersuchung und Restaurierung der ganzen Anlage.
Dazu wurde der ganze Ostteil des Hünenbettes bis zur Oberkante der Wandsteine der Grabkammer abgetragen. Hierbei kamen an der Südseite der Kammer auch die Decksteine eines Ganges zutage.

 Blick in den Gang von der Kammer aus, Foto Klaus Nitsche

Auch auf der Diele des 3 m langen Ganges befanden sich nur einzelne Fundstücke; dagegen wurden zahlreiche Gefäßreste, darunter Teile von Trichterbechern, Kümpfen, doppelkonischen Gefäßen, hohen Töpfen einer großen Fruchtschale außerhalb des Bettes vor dem Gang angetroffen.Diese Fundes lassen sich den ersten Jahrhunderten der zweiten Hälfte des 3. Jahrt. v. u. Z. zuweisen."

Grab Nr. 5 (315)

Ein stark zerstörter Großdolmen, wie man unter diesem Link sehen kann.
„In völlig zerstörtem Zustande wurde ein Megalithgrab gegenüber dem großen Hünenbett (Nr. 4) angetroffen. .. Bei der Untersuchung erlebten wir insofern eine Überraschung, als noch drei Wandsteine der Kammer flachliegend angetroffen wurden. Die mit kleinen Rollsteinen gepflasterte Diele war bis auf eine größere Störung im Mittelteil erhalten, so daß die einstige Größe der Kammer mit 4,0 x 1,6 m genau ermittelt werden konnte.
Am Abschluß der Untersuchungen wurden die umgefallenen Wandsteine aufgerichtet, so daß die Form der Kammer wieder kenntlich ist.“

Foto Klaus Nitsche

Die Steine stehen, wie auf der gelinkten Seite zu sehen ist, heute etwas anders.


Die Südgruppe

„Unter den Gräbern unserer Gruppe befinden sich vier Typen: Ein Urdolmen, ein erweiterter Dolmen, ein Großdolmen und zwei Ganggräber. Bis auf das Hünenbett ohne Grabkammer sind also sämtliche bisher bekannt gewordenen Megalithgrabformen unseres Gebietes vertreten. Die Gräber liegen so dicht zusammen, daß sie zweifellos von den Bewohnern einer Siedlung errichtet wurden.“
Die Gräber Nr. 1, Nr. 2 und Nr. 4 liegen südlich der Bundesstraße 105, die Nr. 3 und die Nr. 5 nördlich der Straße, aber alle fünf liegen nahe beieinander.

Ausgrabungen Everstorfer Forst 1967

Ich habe den Ausstellungskatalog „4000 jährige Gräber im Everstorfer Forst“, 1968, herausgegeben vom damaligen Museum für Ur- und Frühgeschichte, Schwerin vorliegen. Ich finde es hochinteressant zu vergleichen, wie die Gräber während der Ausgrabungen 1966/1967 aussahen und wie sie heute aussehen. Das heißt, heute ist nicht ganz richtig, ich war in den Jahren 2000 und 2003 dort und habe die Bilder gemacht, die ich hier verwende. Die Fotos aus dem Katalog stammen von Klaus Nitsche, der schon 1979 verstorben ist. Ich verbinde das mit dem Aufruf, sich bei mir zu melden, falls die (evtl. die Tochter) oder der Urheberrechtsbesitzer bekannt ist.


Hauptausgräber war Prof. Dr. Ewald Schuldt, der seit 1945 Leiter der Vorgeschichtlichen Abteilung des mecklenburgischen Landesmuseums und seit 1953 Leiter des Museums für Ur- und Frühgeschichte war. Das Museum ist inzwischen Teil des Landesamts für Kultur und Denkmalpflege in Schwerin.
Den Gräbern, über die ich schreiben will, habe ich die Nummern gegeben, die sie im Katalog haben. Zusätzlich gebe ich in Klammern die Nummern an, die Prof. Sprockhoff ihnen in seinem Atlas der Megalithgräber Mecklenburgs gegeben hat. Diese Nummern findet man auch auf den „Steinseiten“, zu denen ich verlinke. Die Zitate aus dem Katalog sind in Anführungszeichen gesetzt.
Zu finden sind die Gräber der Südgruppe südlich der Bundesstraße 105 von Wismar nach Grevesmühlen – oder umgekehrt. Ein großer Parkplatz ist eingerichtet.

Montag, 11. Juli 2011

Hier geht es weiter

Bei meinem sechs Jahre alten Blog unter www.blogigo.de/megalithkultur
geht es leider nicht weiter, darum bin ich umgezogen.

Das ist der gute alteTeufelsbackofen im Everstorfer Forst in Meck-Pom.